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Geht Künstliche Intelligenz und Schule?

In der bis auf den letzten Platz gefüllten MGF-Mensa referierte am Mittwochabend Prof. Dr. Johann Uhrmann zum Thema der Künstlichen Intelligenz.
In der bis auf den letzten Platz gefüllten MGF-Mensa referierte am Mittwochabend Prof. Dr. Johann Uhrmann zum Thema der Künstlichen Intelligenz.

Vortrag lockt über 300 Interessierte ans Maristen-Gymnasium

Es ist gut 30 Jahre her, als eine technische Errungenschaft die Welt veränderte: 1994 brachte der erste Provider in Deutschland flächendeckendes Internet in viele Haushalte. Heute ist das „World Wide Web“ aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Knapp drei Jahrzehnte später macht sich eine neue Errungenschaft auf den Weg, die Welt – zumindest ein kleines Stück – zu verändern: Apps zur KI, zu Künstlicher Intelligenz. Eine wesentliche Frage wird dabei auch sein, wie diese Anwendung den Bildungsbereich verändern wird. Zumindest grundlegende Fragen dazu klärte nun Prof. Dr. Johann Uhrmann von der Hochschule Landshut. Am Mittwochabend ging der Hochschul-Professor der Frage nach, wie text- und bildbasierte KI die Lehre – und damit auch den Bereich Schule – beeinflussen wird. Und das Interesse war riesig, mehr als 300 Personen waren in die bis auf den letzten Platz gefüllte Mensa am Maristen-Gymnasium gekommen.

Schulleiter Christoph Müller erinnert sich in seiner Begrüßung dabei an seine eigene Studienzeit während der 1990er Jahre. Schon damals sei über sogenannte Strong AI geredet, jedoch nur wissenschaftlich diskutiert, aber nicht umgesetzt worden. „Dann setzte der sogenannte ,KI-Winter‘ ein, infolge dessen erst einmal nichts mehr passierte“, so Müller. Mittlerweile sei man (wieder) mittendrin in dieser Thematik, weswegen die Erweiterte Schulleitung beschlossen habe, das Thema fürs MGF aktiv anzugehen. „Es wird wichtig werden, neu zu diskutieren, was etwa Schüler-Leistungen in Zukunft ausmacht“, erklärte Furths Schulleiter weiter. „Als Schule wären wir auf dem Holzweg, wenn wir uns nicht damit auseinandersetzen.“

Professor Uhrmann schuf in seinem Vortrag denn erste wissenschaftliche und technische Voraussetzungen, um das Thema der „Künstlichen Intelligenz“ per se erst einmal zu verstehen. „Was aktuell vor allem durch die Decke geht, sind sprachgenerierte KIs“, zeigte Uhrmann dabei auf. Und erklärte zunächst, wie diese Systeme funktionieren, nämlich dadurch, dass es versucht, Abläufe im Gehirn nachzuempfinden. Erste Versuche dazu gab es bereits Anfang der 1950er Jahre, „damals behaupteten die Experten aber, dass nur wenig möglich sei.“

Fahrt nahm das Ganze dann erst einige Jahrzehnte später wieder auf. Vor allem ab 2017 wurden die KI-Systeme immer besser, konnten zunächst aber keine Sachen merken und keine Konversationen führen. Doch die Systeme verbesserten sich von Version zu Version, vor allem, als OpenAI als Non-Profit-Organisation einstieg. Die Systeme lernten, eigenständige Texte zu verfassen, heute, mit fast 175 Milliarden Parametern, die das System „füttern“, sind die Möglichkeiten fast grenzenlos.

Wichtig sei es nun, referierte Professor Johann Uhrmann am Mittwoch, zu unterscheiden, was die KI gut könne und was eine Bedrohung sei – auch für den Bildungsbereich. Eine Gefahr für den Bildungssektor und damit auch den Bereich der Schule sei, dass es schnell zu Unterschleif, Täuschung und Plagiaten kommen könne. „Hier ist der Nachweis schwierig“, zeigte Uhrmann auf, „weil eine KI immer neue Texte erzeugt.“ Auch besteht die Gefahr, dass der Lerneffekt bei den Schülerinnen und Schülern abnehme, „hier entsteht schon auch eine gewisse Art der Selbsttäuschung.“ Und: KIs seien auch ein deutlicher Fakenews-Generator, da erst neuere Versionen die Fähigkeit besitzen, falsche von richtigen Informationen zu unterscheiden. „Und es muss auch die Frage erlaubt sein, ob die aktuellen Prüfungsformen noch passen“, so Uhrmann weiter.

Doch KIs bringen für den Bildungsbereich durchaus auch Vorteile mit sich. „So gibt es auf alle Fälle eine gewisse Produktionssteigerung“, erläuterte der Professor aus Landshut weiter. „Auch besteht bei gewissen Themen eine gewisse Zeitersparnis durch einfache, wenig relevante Formulierungshilfen.“ Auch könne es für die Schülerinnen und Schüler durchaus von Vorteil sein, wenn die KI als Lektor auftrete und von Schülern verfasste Texte überprüfe. „Insgesamt kann die KI zumindest ein guter Ideengeber sein“, gab Uhrmann den anwesenden Lehrkräften und Schülern mit auf den Weg.

Insgesamt, schloss Professor Johann Uhrmann, seien bei der Verwendung von KIs Risiken vorhanden, „doch die Chancen sind auch groß.“ Insgesamt stünde die Gesellschaft bei diesem Thema aber sowieso erst am Anfang, „doch die KI ist gekommen, um zu bleiben.“ Eine Tatsache, die vor drei Jahrzehnten auch beim Internet sicher ein viel diskutiertes Thema war. Heute ist das Internet aus dem Alltag aber nicht mehr wegzudenken.

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