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Sophokles als Tragödiendichter und Krimiautor?


Theaterexkursion der Klasse 11a

Am vergangenen Mittwoch machte sich die Klasse 11a mit ihren Lehrerinnen Frau Meßmer und Frau Drechsler auf den Weg nach Regensburg, um sich dort kulturell mit DER Tragödie der letzten 2 500 Jahren zu beschäftigen. Im Regensburger Stadttheater wurde nämlich eine wirklich gelungene Inszenierung von Sophokles „König Ödipus“ gegeben.

Worum es geht: König Ödipus ist Herrscher von Theben und mit Iokaste verheiratet, mit der er vier Kinder hat. Das Problem, in Theben herrscht eine Seuche und Ödipus, als guter Herrscher, möchte diese Seuche beenden. Deshalb schickt er seinen Schwager Kreon zum Orakel von Delphi, das erklärt, der Mörder von Ödipus‘ Vorgänger Laios müsse bestraft werden. Dieser Aufgabe nimmt sich Ödipus an und durch verschiedene Zeugen wird der Kriminalfall aufgedeckt und der Mörder gefunden.

Auf König Laios lag ein Fluch, der besagte, dass wenn er einen Sohn haben würde, dieser ihn töten und anschließend die eigene Mutter heiraten würde. Als Iokaste dann einen Sohn gebar, sollte dieser im Alter von 3 Tagen durch einen Hirten in den Bergen ausgesetzt werden. Um den Tod des Kindes zu garantieren, wurden ihm die Fußgelenke durchstoßen und mit einem Seil zusammengebunden. Der Hirte brachte es jedoch nicht übers Herz das Kind in der Wildnis auszusetzen und übergab es einem anderen Hirten, der es wiederum zum König von Korinth brachte. Da dieser kinderlos waren, nahmen er und die Königin den Jungen auf, zogen ihn als ihr eigenes Kind groß und nannten es, wegen der Verletzungen an seinen Beinen „Ödipus“ (griech. Schwellfuß). Jahre später offenbarte eine Betrunkener Ödipus, dass er nicht das leibliche Kind des Königs von Korinth sei und er ging zum Orakel von Delphi, um Antworten zu erhalten. Dieses prophezeite ihm, dass er seinen Vater töten und seine Mutter heiraten würde. Um das zu verhindern, kehrte Ödipus nicht nach Korinth zurück, sondern machte sich auf den Weg nach Theben, auf dem er an einer Engstelle einen Wanderer mit einer kleinen Gruppe tötete. Bei diesem Wanderer handelte es sich um König Laios, der verkleidet war. So erfüllte sich der erste Teil der Prophezeiung. Als Ödipus nach Theben kam, befreite er die Stadt von der Sphinx, die jedem Ankömmling ein Rätsel stellte und bei einer falschen Antwort diesen fraß. Es gelang Ödipus und zur Belohnung durfte er die Königin, also seine eigene Mutter heiraten.

Nach dieser aufwühlenden Aufdeckung nahm sich nicht nur Iokaste das Leben, sondern auch Ödipus bestrafte sich selbst, indem er sich die Augen ausstach und die Stadt für immer verließ.

Über Ödipus‘ wichtige Vorgeschichte durch ein Vorgespräch gut vorbereitet, konnten die Schülerinnen und Schüler dann die knapp eineinhalbstündige Theatervorstellung genießen. Dabei gelang dem Regisseur Jasper Brandis eine gelungene Umsetzung des antiken Stoffes mit modernen Elementen. Die Sprache, doch etwas altertümlich gehalten, da die entsprechende Übersetzung auch schon einige Jahrzehnte alt ist, dürfte den Schülerinnen und Schüler der 11a wohl am meisten Schwierigkeiten bereitet haben. Dagegen war das Bühnenbild sehr einfach gehalten und umfasste lediglich einen raumeinnehmenden Teppich, der noch im Webstuhl hing und als Symbol für das Leben mit seinen Verknüpfungen, Löchern und Knoten stehen könnte. Unter diesem versteckt zwängte sich in einer Szene unerwartet der Seher, der die unangenehme Wahrheit kennt, heraus und verschwand danach wieder, wie unter den Teppich gekehrt. Auch Ödipus war wesentlich jünger als man ihn (verheiratet und Vater von vier Kindern) erwarten würde, was sein unausweichliches und unverschuldetes Schicksal noch tragischer und für die Schülerinnen und Schüler greifbarer machte. Der Chor, der in antiken Theaterstücken immer eine wesentliche Rolle gespielt hatte, fehlte auch in dieser Inszenierung nicht. Insgesamt war es ein überaus gelungener Theaterabend.

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